„Ich male nicht – ich denke auf Papier!“
Im Interview:
Hans-Jürgen Walter ist Führungskräfte- und Kommunikationstrainer, Moderator, Coach, Supervisor und Buchautor. Hans-Jürgen Walter im Interview zu den Themen Selbstmanagement und Kommunikation sowie zur Methode des Mindmapping
Kommunikationstrainer Hans-Jürgen Walter gibt im Interview Einblick, mit welchen konkreten Methoden und Tools er in persönlichen Coachings, Seminaren oder geschriebenen Ratgebern seine Seminarteilnehmer anleitet, an sich selbst und ihrer Kommunikation zu arbeiten.
Ihr Buch „DenkZeichnen“ ist im SC-Verlag erhältlich und wird dort als mentales „Fitness - Studio“ bezeichnet – mit der Technik Mindmapping, die das Denken und die Kreativität anregen soll. Was ist Mindmapping, und wie kann diese Methode unseren Lesern im (Geschäfts-)Alltag helfen?
Auch wenn das Buch schon 1995 erstmals erschienen ist, ist die Methode des Mindmapping immer noch topaktuell! Es wird als Kreativitätstechnik eingesetzt, um Ideen zu assoziieren, ein Themengebiet zu erschließen oder als eine Methode für kreative Mitschriften in Meetings genutzt. Mindmapping funktioniert, weil es unsere Gedanken in einer ähnlichen Art und Weise auf Papier bringt, wie sie dem menschlichen Gehirn entspringen. Das muss ich erklären: Normalerweise schreiben wir alles linear auf – von oben nach unten und von links nach rechts. Gedanken funktionieren aber nicht geordnet und linear! Sie entstehen nicht in logischen Ketten, sondern in Sprüngen, in Assoziationen, in Bildern. Das Mindmapping unterstützt also unsere Art und Weise, zu denken. So entsteht auf dem Papier ein „Gedankenbild“ – keine wilde Gedankensammlung, sondern eine Landkarte mit vernetzten Strukturen.
Es gibt ja zahlreiche Programme und Anwendungen, mit denen man Mindmapping-Landkarten digital erstellen kann. Sie bevorzugen jedoch die klassische Methode mit Stift und Papier. Warum?
Für mich ist das Mindmappen auf Papier eindeutig die bessere Wahl. Kreativität und Denken fließen direkt aus dem Kopf über die Hand auf das Papier – diese Leistung kann mir ein Gerät einfach nicht abnehmen. Allein die Tätigkeit des Schreibens verlangsamt das Denken und macht mich bewusster, mehrere Sinne sind einbezogen und machen mich kreativer. Wenn ich kreativ sein möchte, greife ich zu Papier und Stift.
Was leistet Mindmapping noch?
Es kann uns bei unserer Alltagsplanung helfen! Kennen Sie das „Navigationsphänomen“? Damit meine ich die verlorene Fähigkeit, sich ohne Navigationsgerät zurecht zu finden. Als man früher noch mit Landkarten seinen Weg in den Urlaub gesucht hat, wusste man noch recht genau, wo man hinfährt. Heute verlassen sich viele auf die Technik, oder besser: Man delegiert Aufgaben an die Technik, um sich zu entlasten. Deswegen weiß man mit einem Navi im Einsatz oft nicht einmal die Richtungsangaben über Städte oder die Nummern der Autobahnen – das ist das „Navigationsphänomen“. Nun möchte ich das Navigationsphänomen auf den Bereich Zeit-, Projekt- undTerminplanung übertragen: Natürlich unterstützen uns Smartphone, Outlook und Co einfach und komfortabel bei der Planung unseres Alltags. Aber ähnlich wie bei der Fahrt in den Urlaub, sind uns mache Ziele, Straßen und Wege nicht mehr 100-prozentig bewusst. Wer sich seinen Fahrplan aufschreibt, zum Beispiel in Form einer Mindmap, macht sich Aufgaben, Termine und Projekte bewusst und kann sie sich deutlich besser merken.
Mindmaps helfen, Ideen aus dem Kopf aufs Papier zu visualisieren. Geht man nun einen Schritt weiter und möchte Dritten eine gute Idee präsentieren, stößt man auf Ihrer Website auf den Begriff „Edutainment“ – was ist das und wie kann es unsere Leser im Arbeitsalltag unterstützen?
„Edutainment“ bedeutet, Wissen, Fakten, Botschaften oder Infos so zu kommunizieren, dass sich der Zuhörer gut unterhalten fühlt – und sich dadurch Infos viel besser merken kann. Dafür gibt es eine einfache Methode: Das Geschichten erzählen, im marketingdeutsch „Storytelling“. Wie können Sie nun die Methode des Storytelling in Ihrem Business einsetzen, um erfolgreicher zu sein? Wenn Sie einen Vortrag oder ein Firmenleitbild erarbeiten, liegen Ihnen zunächst die reinen Fakten vor. Verpacken Sie diese nun in Geschichten, die bewegen und die man sich deshalb gut merken kann. Denken Sie doch nur mal an eine Firma wie Apple: Was wissen Sie davon? Kennen Sie die Umsatzzahlen? Oder kennen Sie die Geschichte von Steve Jobs und der Firmengründung in der Garage und dem stetigen Aufwärts des Unternehmens? Viele Unternehmenswebsites sind voll mit Fakten, Kennzahlen oder langatmig beschriebenen Firmenleitbildern. Die User aber merken sich sowas nicht, weil es sie nicht bewegt und es keinen Spaß macht. Ändern Sie das und verpacken Sie Ihre wichtigen Botschaften in Geschichten!